QRP-Betrieb

Wenn man von Amteurfunkverbindungen mit kleinen oder kleinsten Sendeleistungen spricht, fällt häufig die Abkürzung QRP. Doch was versteht man unter QRP-Betrieb? Um das zu verstehen, muss man in der Geschichte der drahtlosen Kommunikation etwas weiter zurückgehen.

Zunächst ist da die Telegrafieabkürzung „QRP“.  Das ist sozusagen ein Code aus der internationalen Schifffahrt Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Kommunikation fand ausschließlich in Morse-Telegrafie statt. Jeder kennt wahrscheinlich die Abkürzung SOS, die im Morsecode als drei Punkte (S), drei Striche (O) und wieder drei Punkte (S) gegeben wird und so auch von Laien verstanden wird. Die Bedeutung „Save Our Soul“ wurde erst danach hineininterpretiert.

Damit sich die Schiffsfunker unterschiedlicher Nationalitäten und Sprachen sinnvoll, verwechslungfrei und kompakt über bestimmte Situationen (Wetter, Gefahren, technische Aspekte, Hilferufe usw.) austauschen konnten, wurden sogenannte Q-Gruppen entwickelt. Diese Q-Gruppen bestehen immer aus drei Zeichen und beginnen, wie anders nicht zu erwarten, immer mit dem Buchstaben „Q“. Jede Q-Gruppe kann als Aussage oder auch als Frage benutzt werden. Letztres erfolgt durch das Anhängen eines Fragezeichens.

  • QRP -> Vermindern Sie die Sendeleistung!
  • QRP? -> Soll ich die Sendeleistung vermindern?

Und wozu das Ganze?

Damals bestand eine Funkanlage immer aus einem Empfänger (RX: Receiver) und einem Sender (TX: Transmitter), die für eine Funkverbindung getrennt voneinander auf die gleiche Frequenz abgestimmt wurde. Die Empfänger ließen sich nur eingeschränkt in ihrer Empfangsempfindlichkeit regeln. War das Signal zu stark, konnte es zu Verzerrungen des Signals beim Empfänger kommen.

Jetzt konnte es z.B. sein, dass das Signal des anderen Schiffs zu stark empfangen wurde, dann könnte der Wunsch des Funkers gewesen sein, dass die Gegenstation die Sendeleistung reduziert, um die Verzerrungen im eigenen RX zu vermeiden. Dann gab der Schiffsfunker „QRP“, also: Vermindern Sie Ihre Sendeleistung. Im Gegenzug konnte der andere Schiffsfunker das eventuell nicht verstanden habe und antwortet daher mit „QRP?“. Soll ich die Sendeleistung vermindern?

Soviel zur Historie. Heute benutzen die meisten Funkamateure fertige, kommerzielle Funkgeräte, die aus einem kombinierten RX und TX bestehen und daher auch als TRX (Transceiver) bezeichnet werden. Diese Transceiver decken meist alle dem Amateurfunk zugeordneten Kurzwellen-Frequenzbereiche ab. Als Standard-Sendeleistung hat sich 100 Watt Hochfrequenz an der Antennenbuchse etabliert. Möchte man die in Deutschland maximal erlaubte Sendeleistung von 750 Watt ausschöpfen, schließt man einen weiteren Sendeverstärker (PA: Power Amplifier) an.

Wer es bis hierher geschafft hat, bekommt nun die Erklärung für QRP-Betrieb

Doch nicht jeder Funkamateur kann oder will mit dieser maximalen Leistung senden. Das kann z.B. sein, dass sein Eigenbau TRX nur 1 bis 2 Watt an die Antenne abgeben kann. Oder man wohnt irgendwo in der dicht bebauten Stadt und aktiviert beim Senden mit 100 Watt in der Umgebung alle Lampen mit Bewegungsmelder.

Zudem ist es auch eine persönliche Einstellungssache, ob man mit kleiner Leistung sendet. Mit 100 Watt eine Verbindung in Europa oder weltweit zustandezubringen, ist in aller Regel keine Leistung im Sinne der persönlichen Anstrengung. Wenn ich aber mit meinem Selbstbau-TRX und 5 Watt Leistung in Neuseeland gehört werde, ist das etwas ganz anderes.

Definition bzw. Leistungsgrenzen einer QRP-Verbindung
Eine Sendeleistung von max. 5 Watt gilt bei Morsetelegrafie als QRP. Wird als Modulationsart Fonie (also FM oder vorzugsweise SSB) sind max. 10 Watt per Definition erlaubt.

Doch es geht noch weniger!
Als QRPp bezeichnet man Leistungen unter 1 Watt. So gibt es OM, die zu bestimmten Anlässen nur mit 0,1 Watt, also 100 mW oder weniger senden.

Mit einer so geringen Sendeleistung muss die Funkanlage extrem optimiert sein. Das heißt, dass man z.B. möglichst geringe Verluste in den Leitungen hat. Eine ganz besondere Rolle hat dabei die Antenne. Diese muß von sich aus resonant sein und für weite Verbindungen (DX: long distance) einen möglichst flachen Abstrahlwinkel haben.

Hier greift eine alte Funkweisheit:
Die Antenne ist der beste Hochfrequenz-Verstärker!

Das Gegenteil von QRP ist QRO
Natürlich gibt es auch das Gegenteil von QRP. Das bezeichnet man als QRO, welches man ebenfalls wieder als Statement oder Frage verwenden kann.

  • QRO -> Erhöhen Sie die Leistung!
  • QRO? -> Soll ich die Leistung erhöhen?

QRO mit mehr als 100 Watt ist häufig eine Analogie an PS-starke Fahrzeuge. Der Stärkere gewinnt. So kann man häufig beobachten, dass von Funkamateuren selbst für kurze Entfernungen hohe bis höchste Leistungen verwendet werden. Die maximal zulässige Leistung in den USA ist 1.500 Watt. Dementsprechend gibt es Verstärker zu kaufen, die diese Leistung locker erreichen und sogar übertreffen. 2.000 Watt sind dabei keine Seltenheit. Es gibt Funkamateure, die für eine Funkverbindung innerhalb des Ortes mehrere 100 Watt an die Antenne geben.

QRP ist: „So wenig Leistung wie möglich – so viel wie nötig“.

Letztlich ist QRP-Betrieb nicht nur eine Einstellungssache, sondern verkörpert in besonderem Maße auch die traditionellen Disziplinen der Funkamateure wie den Selbstbau und  dieOptimierung der eigenen Ausrüstung und das Austesten der physikalischen Möglichkeiten der Ionosphäre.

Typische QRP-Funkgeräte werden kommerziell von der Firma Elecraft aus den USA gefertigt. Das sind z.B. die Bausatz TRX K1 und K2, sowie die Fertiggeräte KX2 und KX3. In Deutschland kümmert sich QRP-Projekt intensiv um das Thema QRP und bietet auch einige Eigenentwicklungen an.

Bernd Hartmann, DH5IS

QRP Frequenzen in kHz

Band Telegrafie (CW) Fonie (USB/LSB je nach Band)
160m 1.836

1.843 *)

1.836
80m 3.560 3.690
60m lt. Zulassung quasi nur QRP
40m 7.030

7.032 SOTA, häufig QRP, aber nicht ausschließlich

7.040 (USA)

7.090
30m 10.106 *)

10.116

 kein Phonie Betrieb erlaubt
20m 14.060 14.285
17m 18.086 18.130
15m 21.060 14.285
12m 24.906 24.950 *)
10m 28.060 28.360